Voraussetzungen

Voraussetzungen

 

Personal

 

Allgemeines

Für jedes Werk ist das Werkzeug nötig. So wie bei einer Fremdsprache die Kenntnis des Vokabulars unverzichtbar ist, müssen in einem Botanischen Garten Direktor, Kustos und Technischer Leiter Pflanzenarten sehr gut kennen, um auch vor Ort mit den Gärtnern, die ihr Handwerk verstehen und mit ihren Pflanzen vertraut sind, fachlich kommunizieren zu können.

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Der Direktor ist nicht nur der Repräsentant des Gartens, er hat vielmehr die wissenschaftliche und fachliche Koordination über die Einrichtung und damit auch die Gesamtverantwortung inne. Damit ist er verpflichtet, alle Aktivitäten im Garten zu kennen und zu beurteilen. Daraus resultiert auch, Jahresbilanzen gegenüber den Beschäftigten zu ziehen, beispielsweise bei Ansprachen zu Weihnachtsfeiern. Dass auch Lebensleistungen von ausscheidenden Mitarbeitern in entsprechender Form von ihm zu würdigen sind, ist selbstverständlich und wäre früher nicht nur überflüssig, sondern sogar peinlich zu erwähnen gewesen.

Direktoren:

1959-1970 Karl Mägdefrau und von

1974-2008 Franz Oberwinkler

 

Wenn der Kustos ebenfalls als wissenschaftlicher Leiter bezeichnet wird, bedeutet dies, dass er neben dem Direktor für die wissenschaftliche Korrektheit der botanischen Informationen, die der Garten liefert, zuständig ist. Das beinhaltet die Überprüfung der Reviere auf artgerechte Bepflanzungen, die wissenschaftlich korrekte Etikettierung der Pflanzen, die Erstellung der Samenkataloge und Kontrolle der Samenbestellungen. Seit Gärten über Internetauftritte verfügen, ist es eine zusätzliche Aufgabe von Kustoden geworden, diese nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten zu erstellen und die Umsetzung durch technische Helfer nachträglich zu überprüfen. Kustoden waren: ​​ 

1968-2004 ​​ Klaus Dobat, anschließend bis 2006 Matthias Hendrichs, auf den der wissenschaftlicher Mitarbeiter Martin Guttenberger folgte.

Erfreulicherweise konnte ab 2006 Heike Betz als wissenschaftliche Mitarbeiterin zur Pflanzenbestimmung beschäftigt werden (Teilzeit).

 

Der technische Leiter ist zuständig für die Sicherheit aller beweglichen und ortsfesten Objekte, die korrekte Klimatisierung der Anlagen und Gebäude, die sinnvolle Mittelbewirtschaftung, die Verfügbarkeit der Pflanzen zur rechten Zeit am richtigen Ort und damit auch für den optimierten Einsatz der Arbeitskräfte. Dass dies, wenn nötig, mit Kustos und Direktor vorab koordiniert werden muss, ​​ ist eine Selbstverständlichkeit. Technische Leiter waren:

1968-1986 Alfred Feßler

1986-2004 Jürgen Frantz

ab 2005 Brigitte Fiebig

 

Obergartenmeister sind durch ihre besondere fachliche Qualifikation und langjährige berufliche Tätigkeit ausgewiesen. Ihre gärtnerische Zuständigkeit ist revierübergreifend. Im Tübinger Garten gab und gibt es Obergartenmeister für Gehölze im Freiland, zunächst Werner Dittrich, auf ihn folgend Bernd Junginger. Obergartenmeister für Stauden war Helmut Staigle, dem Friedrich Herter folgte. Obergartenmeister in den Gewächshäusern war zunächst Joachim Richter, dann Jürgen Frantz, ihm folgte Andreas Binder nach.

 

Reviergärtnermeister und Gärtner sind unter optimalen Bedingungen langjährig in den gleichen Bereichen tätig und dadurch äußerst erfahren. Bei der Besprechung der Reviere sind bereits die meisten Mitarbeiter genannt worden. Daher ist die folgende Auflistung nur als Übersicht gedacht.

 

Alpinum: Im geographischen Alpinum Helmut Staigle, dann Karl-Heinz Märkle. Im ökologischen Alpinum zunächst Gerhard Bialas, dann Stefanie Scholl und Michael Mauser.

 

System: Zuerst Emil Fuhrer, dann Friedrich Piplack und Harald German.

 

Schwäbische Alb: Langjährig Wilhelm Steinmeier, gefolgt von Simon Bauer.

 

Ostasien und Nordamerika: Im ehemaligen Rhododendronhain waren Werner Dittrich und Gerhard Schmid zuständig, nach ihnen Bernd Junginger, unterstützt von Hans-Christoph Steiner und Albert Sailer.

 

Arzneipflanzen wurden in ihrem neuen Revier zuerst von Gert Huber betreut.

 

Zierpflanzen: Früher in zwei Revieren zuständig Volkmar Engel und Horst Gemmer, dann Friedrich Herter und Christian Müller.

 

Ökologie, Wasserpflanzen im Freiland: Langjährig Ilkka Järvinen, dann Andreas Binder.

 

Landpflanzen: Langjährig Horst Gemmer, dann Andreas Binder.

 

Weinberg: Von Friedrich Herter angelegt und von Christian Gugel weitergeführt.

 

Arboretum: Von Anfang an Hans Schäfer mit Josef Albus, dann Joachim Reutter mit Peter Ruf und Robert Schenk.

 

Tropicarium: Zuerst Gottfried Dickel, dann Martin Lauterwasser, beide von Eberhard Enders unterstützt.

 

Sukkulenten- und Kanarenhaus: Günter Breitmaier, danach Oliver König und Klaus Ernst.

 

Subtropenhaus: Von Anfang an Alfons Kaiser, dann Hannelore Herter.

 

Schauaquarien: langjährig Andreas Binder.

 

Tropische Anzuchten: Norbert Schmidt und Christine Hönes.

 

Sekretariat: Astrid Nicklaus.

 

Technische Bereiche: siehe oben.

 

In dem Anhang „Mitarbeiter“ sind Bilder von ihnen verfügbar.

 

Technisches

 

Über die technische Planung und den Bau des Botanischen Gartens und des Botanischen Instituts auf der Morgenstelle hat der damalige Oberrat des Instituts für Biologie und spätere Direktor des Palmengartens Frankfurt, Gustav Schoser (1968), ausführlich berichtet.

 

Für den Bau und die Sicherheit der Gebäude und Wege, die technischen Voraussetzungen für die Energie- und Wasserversorgung war früher das Bauamt der Universität zuständig, das später eine Institution des Liegenschaftsamtes wurde. Wir hatten das große Glück, bei Leitenden Direktoren und ihren Mitarbeitern offene Augen und Ohren für die Belange und Wünsche des Gartens zu finden. Große Bau- und Reparaturvorhaben waren:

 

1975-76 Bau Gewächshäuser-Ost

1979-80 Bau Gerätehaus im unteren Garten

1995-96 Bau neuer Schauaquarien

1998 Unterstützung beim Aufbau des Anzuchthauses aus dem Erwerbsgartenbau

2000-01 Bau Fuchsienpavillon

2002-05 Bau Alpinenhaus

2004 Poller-Beleuchtung an den Wegen

2005 Holzkonstruktion für Überwinterungshalle; Stromkabel-Verlegung unter dem Hauptweg

2006-07 Tropicarium Dachverglasung; partielle Sanierung des Subtropenhauses

 

Auf eigene Werkstätten kann ein botanischer Garten nicht verzichten. Schon die täglich anfallenden Geräte- und Werkzeugreparaturen machen das deutlich. Ursprünglich hatte der Garten eine Metall- und Holzwerkstätte. Als der langjährige Schreiner, Hermann Schaal, pensioniert wurde, musste seine Stelle eingespart werden. Meister der Metallwerkstatt waren Paul Stoll und Walter Rebmann. Auf sie folgte 2004 Ludwig Heumesser.

 

An der Graviermaschine arbeiteten für die Beschriftung der Pflanzenetiketten lange Zeit Luise Fleck und Elisabeth Piplack.

Natürlich sind auch viele der gärtnerischen Arbeiten handwerklicher Art, worauf möglicherweise die Bezeichnung „technischer Leiter“ Bezug nimmt.

 

Anzuchten

 

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Abb. 104: Fünf der sechs Hauptbereiche für Anzuchten im Tübinger Garten. Photo: Google Earth, 2007.

 

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Abb. 105: Anzuchten auf der Rosenau, von der Straße durch die Ebenhalde vom Garten getrennt. Im Hintergrund Hagelloch und der Schönbuch. Photo Werner Dittrich, 3.1967.

 

Eine Fläche zwischen der Ebenhalde und östlich der Gaststätte Rosenau konnte für Anzuchten des neuen botanischen Gartens auf der Morgenstelle, mehrere Jahre bevor er fertiggestellt wurde und nachher weiterhin, genutzt werden (Abb. 105). Hier lagerten auch die großen Häcksel-, Kompost-, Erd- und Sanddeponien. Dies erforderte schon Ende der 70er Jahre einen durch Gehölze bepflanzten Erdwall als Sichtschutz gegenüber der Zufahrtsstraße zur Rosenau. Der leitende Regierungsbaudirektor des Universitätsbauamtes, Detlef Lembke, erschien persönlich, um dem damaligen technischen Leiter des Gartens, Alfred Feßler, die Dringlichkeit für diese Maßnahme mit aller Deutlichkeit klar zu machen

 

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Abb. 106: Anzuchten im Betriebshof, vorne abgesenkte Beetkästen, dahinter die erst 1975 erstellten Anzuchthäuser Ost. Orig. 13.8.1997.

 

Nach Studium der Unterlagen für die Gartenplanung des Neuen Botanischen Gartens in Tübingen, bei Dienstantritt im März 1974, fand ich zu meinem nicht geringen Erstaunen, dass ursprünglich im Betriebshof mehrere Anzuchtgewächshäuser geplant waren (Abb. 106). Niemand wusste, warum sie nicht gebaut wurden. Die Antworten auf meine Erkundungsversuche waren im höchsten Maße divers. Am meisten beunruhigte mich die Einzelmeinung aus der eigenen Belegschaft, dass eine zusätzliche Anzucht nicht von Nöten sei. Dagegen war mir schon vorher klar, dass sogar ein hoher Flächen- und Raumbedarf für erweiterte Anzuchten äußerst dringend war, der auch nachfolgend nicht verringert wurde (Abb. 107).

 

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Abb. 107: Gewächshaus-Anzuchten. Orig. 13.8.1997.

 

Der Bauantrag zur Vervollständigung der Gewächshäuser wurde genehmigt und erstaunlich schnell realisiert. Unbekannt war mir allerdings zu diesem Zeitpunkt, dass es vermutlich Festlegungen der Fakultät zur sogenannten „wissenschaftlichen Nutzung“ von Gewächshäusern im Botanischen Garten gab. Die für mich, im wahrsten Sinne des Wortes als „Einzelkämpfer“, durchzustehende Auseinandersetzung mit der Fakultät für Biologie war aufschlußreich und ernüchternd gleicher­maßen.

Es erschien damals der Dekan der Fakultät für Biologie, übrigens der gleiche, unter dessen Dekanat ich nach Tübingen berufen wurde, in meinem Dienstzimmer, um die Kontroverse zu klären. Er verließ den Raum in Anerkennung der rechtmäßigen Ansprüche des Botanischen Gartens. Die persönlichen Animositäten, die sich aber daraus gegenüber Anderen ergaben, möchte ich aus Gründen der Manieren nicht mehr aufrollen.

Im Anhang „Anzuchthäuser Ost“ ist einiges über die damalige Nutzung zu erfahren.

An der Ostwand des Betriebshofes ist ein kleines Gewächshaus geschickt in eine Nische eingepaßt und sehr gut geeignet, um alpine Pflanzen heranzuziehen, auch wenn es später hieß, diese könne man in Tübingen nicht kultivieren. Das Haus verdient zweifelsohne den Namen „Alpinen-Anzuchthaus“. Einen Einblick ermöglicht der Anhang „Anzucht Alpine“.

 

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Abb. 108: Anzuchthäuser West. Orig. 13.8.1997.

 

Über die Nutzung von drei Schiffen der Anzuchthäuser West (Abb. 108) durch die Genetik, über 40 Jahre hinweg, wurde schon berichtet. Der Anhang „Anzuchthaus West“ enthält Beispiele zu Sukkulentenanzucht.

An das Subtropenhaus nach Norden anschließend befinden sich die unterschiedlich klimatisierten Anzuchthäuser für tropische und subtropische Pflanzen (Abb. 107), über die im Anhang „Anzuchthäuser tropische“ mehr zu erfahren ist.

 

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Abb. 109: Baumschule im Arboretum mit Obergartenmeister Bernd Junginger und Auszubildenden. Orig. 13.8.1997.

 

Die Verebnung des Arboretums an der nördlichen Gartengrenze (Abb. 104) enthält eine Baumschule (Abb. 109), ein Rhododendron-Schattenhaus und ein Revier mit Betonkästen für unterschiedliche Anzuchten. Viele der im Garten vorhandenen Sträucher und Bäume wurden hier und auf der Rosenau angezogen.

 

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Abb. 110: Hinten Gerätehaus, vorne Kalthaus für besondere Anzuchten. Orig. 13.8.1997.

 

Die im Garten vorhandenen Traktoren und Anhänger konnten erst unter Dach stationiert werden, als das Gerätehaus (Abb. 110), sehr unsachlich „Schuppen“ genannt, 1979-80 erstellt worden war. Ich erinnere mich noch gut an zuvor gelaufenene Gespräche mit Baudirektor Glück vom damaligen Universitätsbauamt, der für den Garten – nomen est omen – ein Glücksfall war. Obergartenmeister Bernd Junginger hat in diesem Haus ein kleines Dienstzimmer.

Im direkten Anschluß an das Gerätehaus ist 1989 ein in den Nordhang eingesenktes Kalthaus in Eigenleistung der Mitarbeiter erstellt worden. In diesem sind seither sehr viele Pflanzen, besonders Rhododendren, aber auch Orchideen, herangezogen worden. Ein auf der Südseite vor diesem Haus tief eingesenktes Kastenbeet und ein kleines Foliengewächshaus eigneten sich für Anpassungsphasen empfindlicher Arten vor dem endgültigen Auspflanzen ins Freiland. Auch zu Anzucht und blühenden Pflanzen im Kalthaus und im Folienhaus kann über den Anhang „Anzucht Kalthaus“ mehr erfahren werden.

Familie Irmgard und Dieter Rupp aus Breitenholz, Pflanzenfreunde und Alpinumsliebhaber, haben 1998 ein Haus aus dem Erwerbs­gartenbau kostenlos vermittelt, das unter Beteiligung von Förderkreis­mitgliedern abgebaut und im Garten wieder aufgebaut wurde (Abb. 111). Auch bei diesem Vorhaben hat sich das Bauamt unterstützend beteiligt. Erneut war der Zugewinn sofort vergeben, dies­mal für die Anzucht von einjährigen Zierpflanzen.

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-7.3.16:  TüBG-8.3.16:Abb-8.3.16:Abb4 verkleinert-#.12.15:Erwerbsgartenbauhaus-14.4.1999.jpg

Abb. 111: Anzuchthaus, durch Förderkreis-Vermitt­lung erhalten und im unteren Anzuchtbereich des Gartens aufgestellt. Orig. 14.4.1999.

 

Zwischen den Häusern liegt ein Revier von Kastenbeeten, vornehmlich für die Anzucht von Kleinstauden und Steingartenpflanzen, wie sie in der rechten unteren Ecke von Abb. 111 zu erkennen sind. Einige Arten hiervon werden im Anhang „Anzucht Kleinstauden“ gezeigt.

Geräte- und Kalthaus liegen im untersten Garten, unweit dem „Elysium“, in dem sich der geographische Mittelpunkt von Baden-Württem­berg in einem schräg gestellten Konus zusammenzieht.

Etikettierung der Pflanzen

 

Im Garten sind alle Pflan­zenarten (nicht alle Individuen!) beschildert (etikettiert). Dadurch erfährt der Besucher nicht nur den wis­sen­schaftlichen Na­men, sondern sehr viel mehr. Ein Beispiel hierzu: Am Haupteingang des Gartens, in der Japan-Ab­teilung, wächst ein prächtig be­blätterter, kleiner Ahorn. Er trägt fol­gendes Etikett:

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-6.1.16: Botan. Garten-6.1.16:Abb:Abb4 verkleinern-#.12.15:Etikett.png

Abb. 112: Normaletikett mit dem Beispiel Fächerahorn, Acer palmatum. Weiteres im Text.

 

1. Der wissenschaftliche Name besteht aus zwei Wörtern: Acer palmatum. Damit ist der kleine Baum eindeutig benannt und von ande­ren Ahornarten un­terschieden. Das erste Wort bezeichnet die Gattung Acer = Ahorn, mit der Doppelbenennung Acer palma­tum wird die Art Fächerahorn er­faßt. Die Art wird also immer mit ei­nem Doppelnamen be­nannt (binäre Nomenklatur, die von Carl von Linné eingeführt wurde).

 

2. Hinter der Artbezeichnung findet sich ein wei­te­rer, zunächst unleserlich er­scheinender Name: Thunb. Er steht für den schwedischen Botaniker und Schüler Linnés, ​​ Carl Pehr Thunberg (1743-1822) und be­deutet, dass dieser Forscher den Fächerahorn erstmals wis­sen­schaft­lich beschrieben und ihm den Namen Acer palma­tum gegeben hat. – Die meisten Eti­ketten ent­halten die Namen der "Auto­ren". So werden die Be­schrei­ber der Pflanzen genannt.

 

3. Bei geeigneten Beispielen verzeichnen die Eti­ketten auch deutsche Pflanzenna­men. Fä­cher­ahorn ist die wörtliche Übersetzung des wis­sen­schaftlichen Na­mens Acer palma­tum.

 

4. Hinter dem nächsten Begriff, Ace­raceae, ver­birgt sich eine sehr reichhal­tige Informa­tion, welche die we­sentli­chen Eigenschaften ei­ner größeren Ver­wandt­schaft, der Familie, zu­sammen­fasst. Im alphabetisch angeordneten Pflanzenfüh­rer (Anhang „Pflanzenführer“) findet sich zu allen Familien und Gattungen von de­nen Arten in Garten kulti­viert werden, ein entsprechender Steck­brief. Der Familienname wird durch die En­dung -aceae gekennzeichnet.

 

5. Schließlich enthalten die Etiketten noch Angaben zur natürlichen Verbrei­tung der Art. Der Fächer­ahorn kommt in Japan, Korea und China vor. Als Zierge­hölz ist er allerdings in den gemäßigten Ge­bieten der Erde mittlerweile weit ver­breitet.

 

Kaum zu glauben ist, dass Etiketten solchen Zuschnitts und Inhalts plötzlich durch andere hätten ersetzt werden sollen und dass darüber sogar eine höchst unerfreuliche Diskussion angezettelt worden war.

Hierarchie der Taxa

 

Abteilung

divisio -phyta

Unterabteilung

subdivisio -phytina

Klasse

classis -opsida

Unterklasse

subclassis -idae

Ordnung

ordo -ales

Unterordung

subordo -ineae

Familie

familia -aceae

Unterfamilie

subfamilia -oideae

Gruppe

tribus -eae

Gattung

genus

Art

species

 

Hierarchische Stufenleiter der Klassifizierung ​​ von Taxa mit deutschen und lateinischen Namen. In der wissenschaftlichen Nomenklatur werden ab der Gruppe taxonspezifische Endungen verwendet, die hier fett angegeben sind. Die wissenschaftlichen binären Artnamen, nicht jedoch ihre Autoren, werden kursiv geschrieben.

Für die Systematisierung von Organismen ist die Verwendung von hierarchischen Einheiten zweckmäßig. Diese Taxa, werden seit altersher benutzt und haben sich bewährt. Gleichwohl sind sie gedankliche Produkte und existieren als solche nicht in der Natur. Dieses Faktum wurde und wird nicht selten als Argument gegen Systematik als einer exakten Naturwissenschaft verwendet.

 

Autoren sind diejenigen Personen, die erstmals und richtig nach den Vorgaben eines Internationalen Code der botanischen Nomenklatur (ICBN), seit 2011 Code der Nomenklatur für Algen, Pilze und Pflanzen (International Code of Nomenclature for algae, fungi, and plants, ICNafp), Organismen beschrieben haben oder beschreiben und deren eigener Name als Bestandteil einer gültigen Benennung zählt (siehe Etikettierung).

 

Bei diesem Verfahren ergibt sich zwangsläufig die Frage, was eine Art als biologische Einheit ist. Lange wurde die genetisch plausible Meinung vertreten, dass Individuen, die sich fertil kreuzen, eine Art repräsentieren. Jeder, der Weiden, Salix, von ihren natürlichen Standorten und in ihrer Kreuzungsvielfalt kennt, kann dieser Verallgemeinerung nicht zustimmen.

 

Praktikable Artumschreibungen, die mehrere konstante morphologische und ökologische Eigenschaften berücksichtigten, waren schon lange im Gebrauch und auch bewährt, aber schwer eindeutig zu definieren.

 

Viele molekularphylogenetische Analysen von Populationen „einer Art“ zeigen unterschiedlich hohe kryptische Variabilitäten, die verständlich machen, dass Arten an ihren Arealgrenzen mit ​​ benachbarten Populationen nächstverwandter Sippen interagieren können und damit nicht mehr eindeutig fassbar sind.

 

Arten werden zu Gattungen, diese zu Familien, dann zu Ordnungen, schließlich zu Klassen und Abteilungen zusammengefasst, die, wenn phylogenetisch analysiert, die Abstammungsgeschichte der betrachteten Organismen reflektieren sollen.

 

 

Samenbanken und –kataloge

 

Samen garantieren das Überleben der Samenpflanzen. Sie entstanden unter dem Selektionsdruck des Landlebens mit dem Verzicht der Landpflanzen auf Wasser bei der sexuellen Fortpflanzung. In Abb. 113 sind drei essentielle Entwicklungsstadien dargestellt, die Bestäubung und Befruchtung (links) und die Entwicklung des Embryos aus der Samenanlage (rechts). Wo Samenanlagen im Fruchtknoten entstehen und sich dann die Samen befinden, kann aus Abb. 16, 17 und 23 ersehen werden. Vergleiche dazu den Anhang „Vorlesung 11 Liliales“.

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Abb. 113: Sexuelle Fortpflanzung und Samenbildung der Bedecktsamer. Erläuterung im Text. Orig.

 

Die Samenanlagen sind im Fruchtknoten eingeschlossen, daher die Bezeichnung Bedecktsamer. Die in der Samenanlage eingebettete Eizelle wird durch einen Kern, der vom Pollenschlauch geliefert wird, befruchtet (Kernverschmelzung). Aus der dadurch entstandenen Zygote entwickelt sich der Embryo, ernährt vom Endosperm und ummantelt von Hüllen (Integumente, Samenschale). Bei Reife löst sich der Same von seinem Träger, dem Funiculus, im Fruchtknoten. Verbleibt der Same in diesem eingeschlossen, wird die Frucht zur Verbreitungseinheit.

 

Um den Pflanzenbestand zu erhalten, muss seine Vermehrung gesichert sein. In den allermeisten Fällen wird dies durch Neuaussaaten mit Samen erreicht (Abb. 114). Daher müssen Samen geerntet, gelagert und erhalten werden. Dies ist eine zeitlich aufwändige Arbeit, die entsprechende Kenntnisse und Sorgfalt erfordert.

Der für das System zuständige Gärtnermeister Emil Fuhrer und nachfolgend Gärtnermeister Karl-Heinz Märkle vom geographischen Alpinum haben die Tübinger Samenbank jahrelang gepflegt und erhalten. Mit dem jährlich vom Garten herausgegebenen Samenkatalog wird diese Leistung nicht nur nach außen sichtbar, sondern auch als Angebot für andere Gärten verfügbar.

Als Beispiel kann im Anhang der „Samenkatalog 2006“ eingesehen werden.

 

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Abb. 114: Unterschiedliche Samenkeimung. Präsentation bei einer „Samen-Vorweisung“ durch Gärtner Christian Müller. Orig. 9.3.2008.

 

Vor nicht allzu langer Zeit kam die Meinung auf, dass nur noch Samen mit nachweisbarer geographischer Wildherkunft in den Samentausch aufgenommen werden sollten. Dies wurde von heute auf morgen den Tübinger Gärtnern vorgeschrieben, ohne dass ich davon informiert war. Dass hier Unerfahrenheit und Kurzsichtigkeit mit Altbewährtem kollidierten, war den Mitarbeitern sofort bewußt, aber ihre Verunsicherung gegenüber einer angeblich abgesegneten Dienstanweisung war mehr als verständlich. Es bedurfte nicht nur einer gegenteiligen Auskunft des Direktors sondern auch einer Aufklärung über die „Biologie von Samen“, also über die genetischen Zusammenhänge von Fremd- und Selbstbestäubung in Wildpopulationen und bei Pflanzen in Kultur.

Näheres hierzu ist im Anhang „Samen“ zu finden.