Nutz- und Arzneipflanzen

Nutz- und Arzneipflanzen

 

 

Zunächst waren die Nutzpflanzen in einem Revier nördlich des Subtropenhauses mit den daran anschließenden Anzuchthäusern vorgesehen. Nachdem sich dieser überwiegend schattige Bereich nicht bewährte, wurde ein Areal unterhalb des Systems südlich des Seerosenteiches dafür genutzt (Abb. 59). Dort waren die Getreidearten, die meisten Gemüsepflanzen und -sorten angepflanzt. Dazu kamen noch Öl-, Färbe- und Faserpflanzen.

Mit dem Heranwachsen der benachbarten Metasequoien, der Sumpfzypresse, Taxodium distichum, der Weihrauchzeder, Calocedrus decurrens, und von hochwüchsigen Bambusarten wurde dieser Standort zunehmend schattiger und war schließlich für die Kultur von Nutzpflanzen weitgehend ungeeignet.

 

Im Schwäbischen Bauerngarten (Abb. 60), der sich einer nach Osten ausgerichteten Tro­picariumsnische einfügt, konnte der Verlust des umfangreichen Nutzpflanzensortiments zwar nicht aufgefangen werden, aber bei bedachter Auswahl der Arten und entsprechender Pflege war dieses kleine, historisch geprägte Areal von besonderem Reiz, besonders durch die bunte Mischung mit althergebrachten Zierpflanzen und eingerahmt von einer geometrisch gestutzten Buchshecke. Sogar die aufgestockte Glaskugel, der einst magische Kräfte zugeschrieben wurden, fehlte nicht. Nachträglich wurde bei einer öffentlichen, vielbesuchten Veranstaltung eine Kräuterspirale aufgebaut. Dazu und einigem mehr liefert der Anhang „Bauerngarten“ weitere Einzelheiten.

 

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Abb. 59: Altes Nutzpflanzen-Revier unterhalb des Systems südlich des Seerosenteiches. Orig. 13.8.1997.

 

 

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Abb. 60: Schwäbischer Bauerngarten an der Ostseite des Tropicariums. Orig. 13.8.1997.

 

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Abb. 61: Schwäbischer Bauerngarten an der Ostseite des Tropicariums und Weinberg nördlich der Gewächshäuser. Photo: Google Earth, 2007.

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Abb. 62: Altes Arzneipflanzenrevier. Orig. 13.8.1997.

 

Zur Würdigung von Leonhart Fuchs und seiner Kräuterbücher sollten die Arzneipflan­zen ab 2001 besser präsentiert werden, als dies bis dahin der Fall war. Für dieses Revier einen geeigneten Platz zu finden, hat zu vielen Überlegungen und Vorschlägen geführt. Es war gut, dass Herr Frantz anregte, den 1979 angelegten Gräsergarten durch einen Arznei­pflanzengarten zu ersetzen. Mit dem angren­zenden, alten Schwäbischen Bauerngarten ist damit ein überzeugendes Gesamtkonzept für Nutzpflanzen entstanden.

 

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Abb. 63: Führung im neuen Arzneipflanzenrevier. Orig. 25.5.2006.

 

In Zusammenarbeit mit Kollegen der Pharmazeutischen Biologie der Universität Tübingen wurde eine aktualisierte Auswahl von Arzneipflanzen erstellt und nach Indikationen gruppiert. Diese betrafen Abwehrkräfte, Atmungsorgane, Durchblutung, Frauenleiden, Haut und Wunden sowie Nerven, Niere und Blase. Bei Magen und Darm wurden krampflösende, verdauungsfördernde und blähwidrige Eigenschaften von Pflanzen von abführenden und stopfenden unterschieden. Beispiele hierfür werden im Anhang „Arzneipflanzen“ behandelt.

 

Unter den Giftpflanzen wurden u.a. geführt: Blauer Eisenhut (Aconitum napellus), gefleckter Aronstab (Arum maculatum), Tollkirsche (Atropa belladonna), zweihäusige Zaunrübe (Bryonia dioica), Buchsbaum (Buxus sem­pervirens), Herbstzeitlose (Colchicum autumnale), Maiglöckchen (Convallaria majalis), Seidelbast (Daphne mezereum), roter Fingerhut (Digitalis purpurea), Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus), Zypressenwolfsmilch (Euphorbia cyparissias), Christ­rose (Helleborus ​​ niger), Goldregen (Laburnum anagyroides), Oleander (Nerium oleander) und Tabakpflanze (Nicotiana tabacum). Diese Arten wurden nach ihren giftigen Inhaltsstoffen, z.B. Alkaloide, herzwirksame Glycoside etc. klassifiziert. Näheres dazu ist im Anhang „Giftpflanzen“ zu finden.

 

 

Steinobst-Kollektion

 

 

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Abb. 64: Eine Zwetschgensorte aus der Steinobst-Kollektion, die gelbe Zwetschge, Prunus domestica ssp. oeconomica. 15.7.2007. Orig.

 

Von der Universität Hohenheim kam eine Sammlung von Steinobstsorten an den Tübinger Garten, die von Frau Udelgard Körber-Grohne (1923-2014) zusammengetragen und bearbeitet wurde. Hier wurde ein eigenes Revier, zwischen dem unteren Garten und den Gewächshäusern des Botanischen Institutes, eingerichtet. Leider konnte dadurch die Sammlung aber nicht für Besucher zugänglich gemacht werden. Sie enthielt insbesondere Zwetschgensorten, wie die gelbe Zwetschge (Abb. 64), den wohlriechenden Spilling, Prunus domestica ssp. oeconomica var. odorata, oder die Krieche (Kriechele, Haferschlehe), Prunus domestica ssp. insititia var. juliana.

 

Weinberg

 

 

 

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Abb. 65: Weinberg im Winter. Orig. 1.1997.

 

Lange ist darüber diskutiert worden, wie der Südhang unterhalb des Nordrings und nördlich der großen Anzuchthäuser thema­tisiert und dann gestaltet werden könnte. Der Entschluss, hier einen Weinberg mit alten Württemberger Sorten (Abb. 65) aufzupflanzen, hat Frau Erika Völter 1995 zu einer großen Spende veranlasst, welche die Realisierung des Vorhabens er­möglichte. Es war eindrucksvoll mitzuverfol­gen, wie sich Friedrich Herter mit Anlage und Pflege des Weinberges gekonnt identifizierte. Auch die Weinberghütte wurde im Eigenbau erstellt.

Nachfolgend wurde der Weinberg von Christian Gugel betreut.

 

Im Anhang „Weinberg Rebsorten“ sind diese alphabetisch geordnet, bebildert und etikettiert.

 

 

Genetik-Abteilung

 

 

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Abb. 66: Ehemaliges Genetikrevier mit der Wunderblume Mirabilis jalapa. Orig. 13.8.1997.

 

Der Augustinermönch Gregor Mendel (1822-1884) führte ab 1856 im Brünner Klostergarten exakte Kreuzungsexperimente an verschiedenfarbigen Erbsen, Pisum, und weiteren Arten mehrerer Gattungen, darunter auch der Wunderblume, Mirabilis, durch. Aus den durch künstliche Befruchtung erzeugten Hybriden erkannte er Gesetzmäßigkeiten in der Aufspaltung von Merkmalen, die nach ihm als „Mendelsche Regeln“ bezeichnet werden. In einem Genetik-Revier (Abb. 66) wurden dazu ehemals einige Beispiele gezeigt.