Caryophyllidae, Nelkenartige Verwandtschaft
Caryophyllales, Nelkenartige Gewächse
Der Umfang der Caryophyllales entspricht demjenigen der früheren Unterklasse der Caryophyllidae (Centrospermae). Es besteht derzeit weitgehend Einigkeit darüber, daß Betalain- und Anthocyan-führende Taxa zu den Caryophyllales zusammengefaßt werden sollen (Clement et Mabry 1996). Dies wird auch durch molekularphylogenetische Hypothesen untermauert. In den Caryophyllales werden etwa 40 Familien mit 750 Gattungen und ca. 12.000 Arten zusammengefaßt, die insgesamt kosmopolitsch verbreitet sind.
Monophyletische Gruppen innerhalb der Caryophyllales:
1) Droseraceae (Sonnentaugewächse), Drosophyllaceae (Taublattgewächse) und Nepenthaceae (Kannenpflanzen).
2) Frankeniaceae (Seeheidengewächse), Tamaricaceae (Tamariskengewächse) und Plumbaginaceae (Bleiwurzgewächse) mit Polygonaceae (Knöterichgewächse).
3) Caryophyllaceae (Nelkengewächse), Amaranthaceae (Amaranthgewächse) und Chenopodiaceae (Gänsefußgewächse).
4) Aizoaceae (Mittagsblumen), Phytolaccaceae (Kermesbeeren) und Nyctaginaceae (Wunderblumen).
5) Basellaceae (Schlingmeldengewächse), Cactaceae (Kakteen), Didiereaceae (Armleuchterbaumgewächse), Molluginaceae (Mollugogewächse) und Portulacaceae (Portulakgewächse).
Systematik und Phylogenie: Die Caryophyllales stellen ein Monophylum der eudicotylen Angiospermen dar (Abb. 249, Downie et al. 1997, Meimberg et al. 2003, Soltis et al. 2003, 2007, Cuénoud 2002, 2006, Brockington et al. 2009, 2011, Bell et al. 2010, Carlquist 2010, Yang et al. 2015). In manchen molekular begründeten Dendrogrammen sind die Caryophyllales eine Schwestergruppe der Dilleniales.
Arten der Basellaceae, Didiereaceae, Droseraceae, Drosophyllaceae, Molluginaceae, Nepenthaceae und Petiveriaceae werden in den Gewächshäusern kultiviert.
Abb. 248: Revier der Caryophyllales, Nelkenartige Gewächse, im System des Tübinger Gartens. Die Verteilung der Familien erstreckt sich über drei Terrassen. Orig. 20.12.2006.
Abb. 249: Familien der Caryophyllidae: Dendrogramm nach Sequenzen des Plastidengenoms (Chase et al. 1993). Position der Nepenthaceae verändert und Cactaceae nach morphologischen Daten ergänzt.
Die Familien der Caryophyllales wurden in der Systemanlage entsprechend ihrer Blütenbaupläne, auf verschiedenen Terrassen, aber in räumlicher Nähe zueinander gepflanzt (Abb. 248, Anh. System 4). Wie aus dem Systemplan (Abb. 18) ersichtlich, erstrecken sich die Caryophyllales von der Ebene der Freikronblättrigen bis zu den Verwachsenkronigen nach oben. Unter den dickfleischigen Vertretern finden sich die fast ausschließlich neuweltlichen, stammsukkulenten Kakteen (Cactaceae) und die blattsukkulenten Mittagsblumengewächse (Aizoaceae), die überwiegend in Südafrika vorkommen. Zu den Caryophyllales werden auch die insektivoren Sonnentaugewächse (Droseraceae) und Kannenpflanzen (Nepenthaceae) gerechnet. Dazu kommen die Nelkengewächse (Caryophyllaceae), die Bleiwurzgewächse (Plumbaginaceae), die Knöterichgewächse (Polygonaceae) und Tamarisken (Tamaricaceae).
Abb. 250: Teilblütenstand von Tamarix tetrandra, Vierstaubblatt-Tamariske, TüBG. Orig. 17.5.2006.
Tamaricaceae, Tamariskengewächse
(Abb. 250). Früher Familie der Tamaricales (Tamariskenartige Gewächse), jetzt in die Caryophyllales eingegliedert. Die Familie enthält 5 Gattungen und ca. 100 Arten, die in Europa, Afrika und Asien verbreitet sind. Vorkommen auf steinigen, sandigen, trockenen und oft salzhaltigen Standorten. Blätter schuppenartig, ohne Nebenblätter. Blütenblätter klein, radiär, zwittrig, K4-5 C4-5 A5-10-∞ G(2-4-5). Name beruht auf einer alten lateinischen Bezeichnung. Gattungsauswahl: Myricaria, Tamarix.
Systematik und Phylogenie: Die Familie wurde von Gaskin (2002) behandelt. Nach molekularphylogenetischen Hypothesen sind die Tamaricaceae die Schwesterfamilie der Frankeniaceae (Gaskin et al. 2004). Zusammen mit den Plumbaginaceae und den Polygonaceae bilden sie ein Monophylum innerhalb der Caryophyllales.
Abb. 251: Frankenia laevis, glatte Frankenie, im System von TüBG. Orig. 8.7.2007.
Frankeniaceae
(Abb. 251). Familie mit einer Gattung, Frankenia, und ca. 90 salzliebenden, kleinstrauchigen Arten, die in den wärmeren Gebieten weltweit, aber sehr zerstreut und oft in Küstennähe verbreitet sind. Blätter einfach, ganzrandig, mit eingerollten Blatträndern, ohne Stipeln, kreuzgegenständig. Blüte radiär, meist zwittrig, K(4-7) röhrig, C4-7 genagelt; A6, selten 24, zweikreisig; G(2-4) oberständig, einfächerig mit parietalen Plazenten und mehreren bis vielen Samenanlagen; Kapseln längsspaltig. Benannt nach dem schwedischen Botaniker Johan Frankenius (1590-1661).
Phylogenie: Molekularphylogenetisch sind die Tamaricaceae die Schwesterfamilie der Frankeniaceae (Gaskin et al. 2004).
Abb. 252: Blüten von Ceratostigma plumbaginoides, Hornnarbe. Orig. 18.9.2003.
Plumbaginaceae, Bleiwurzgewächse
(Abb. 249, 252). Familie mit 30 Gattungen und etwa 800 Arten von Kräutern, Sträuchern und Lianen, die subkosmopolitisch verbreitet sind, mit Verbreitungsschwerpunkten im Mediterrangebiet und in Zentralasien. Blätter einfach, drüsig, ohne Stipeln, in basaler Rosette oder wechselständig an Stängeln. Blüten radiär, zwittrig, häufig fünfzählig, K(5) C(5) A5 epipetal, G(5) oberständig, ungefächert, mit einer basalen, anatropen, bitegmischen Samenanlage; Endosperm mit einfach polyedrischen Stärkekörnern; Nußfrucht meist vom Kelch eingeschlossen. Der Name ist aus dem Lateinischen abgeleitet (plumbum - Blei); er bezog sich auf die Annahme, daß Bleiwurzgewächse gegen Bleivergiftungen verwendet werden könnten. Gattungsauswahl: Acantholimon, Armeria, Ceratostigma, Dictyolimon, Goniolimon, Limoniastrum, Limonium, Plumbago.
Systematik und Phylogenie: Anthocyan-führende Pflanzen, die früher bereits zu den Centrospermen und damit in das Umfeld der ehemaligen Caryophyllales gestellt werden. Eine molekular begründete Systematik wurde von Lledó et al. (1998) erstellt. Nach molekularphylogenetischen Hypothesen sind die Polygonaceae die Schwesterfamilie der Plumbaginaceae (Abb. 254).
Abb. 253: Blütenstand von Fagopyrum esculentum, Buchweizen, TüBG. Orig. 15.10.2005.
Polygonaceae, Knöterichgewächse
(Abb. 249, 253, 254). Früher einzige Familie der Polygonales (Knöterichartige Gewächse), jetzt in die Caryophyllales eingegliedert, mit ca. 50 Gattungen und etwa 1000 Arten, die subkosmopolitisch verbreitet sind. Meist Kräuter, selten Sträucher und wenige Bäume. Blätter meist einfach, mit häutiger Nebenblattscheide (Ochrea), wechselständig. Blüten meist radiär, zwittrig bis eingeschlechtig, klein und unscheinbar; Perianth 3-6, in 1/2 Wirteln, innerer manchmal corollinisch, ausdauernd; A6-9; G meist (3) mit 1 bitegmischen, atropen Samenanlage; Endosperm stärkereich. Häufig 2-3-kantige Nuß. Oxalsäure wird von vielen Arten angereichert. Der Name bedeutet "viele Nachkommen"; dies soll sich auf den Vogelknöterich, Polygonum aviculare beziehen. Gattungsauswahl: Antigonon, Atraphaxis, Bistorta, Coccoloba, Eriogonum, Fagopyrum, Fallopia, Muehlenbeckia, Oxyria, Persicaria, Polygonum, Reynoutria, Rheum, Rumex.
Phylogenie: Nach molekularphylogenetischen Hypothesen sind die Polygonaceae die Schwesterfamilie der Plumbaginaceae (Abb. 249, 254). Zusammen mit den Frankeniaceae und Tamaricaceae bilden sie ein Monophylum innerhalb der Caryophyllales (Nandi et al. 1998).
Vgl. Teil 3 Arboretum, 6 Polygonaceae.
Abb. 254: Droseraceae und Verwandte: Dendrogramm nach Sequenzen des Plastidengenoms. Nach RICE et al. (1997) unter Verwertung der Daten von Chase et al. (1993).
Abb. 255: Zierpflanzenzüchtung Celosia argentea var. Plumosa, Federbusch-Celosie im System TüBG. Orig. 3.8.2006.
Amaranthaceae, Fuchsschwanzgewächse
(Abb. 249, 255). Familie mit ca. 80 Gattungen und etwa 900 Arten von Kräutern und Sträuchern, die insgesamt subkosmopolitisch verbreitet sind. Blätter ungeteilt, ganzrandig, gegen- oder wechselständig, ohne Nebenblätter. Blüten meistens zwittrig, radiär, mit unscheinbarer, oft trockenhäutiger Blütenhülle, P5-4-(1), frei oder syntepal; A5, oft basal röhrig verwachsen, auch bis 1 reduziert; G(2-3) oberständig, einfächerig mit einer bis vielen Samenanlagen; Beeren oder Nußfrüchte. Reich an Triterpensaponinen, Oxalsäure und Nitraten. Der Name ist aus dem Griechischen hergeleitet (a maraíno - ich verwelke nicht) und verweist auf die frisch und trocken oft ähnlich aussehenden Blütenstände. Gattungsauswahl: Achyranthes, Celosia, Gomphrena.
Systematik und Phylogenie: Von den nah verwandten Chenopodiaceae unterschieden durch die trockenhäutige Blütenhülle und die röhrig verwachsenen Filamente. Molekularphylogenetisch bilden Amaranthaceae, Chenopodiace und Caryophyllaceae ein Monophylum (Abb. 249, Chase et al. 1993). Die Phylogenie der Amaranthaceae und Chenopodiaceae wurde von Kadereit et al. (2003) analysiert. Dabei werden die Chenopodiaceae von manchen Autoren auch in die Amaranthaceae eingeschlossen.
Abb. 256: Blüten von Beta vulgaris, Rübe, Chenopodiaceae, Gänsefußgewächse. Orig. 17.6.2008.
Chenopodiaceae, Gänsefußgewächse
(Abb. 249, 256). Familie mit ca. 100 Gattungen und etwa 1500, meist salzliebenden Arten von einjährigen und ausdauernden Kräutern, seltener Sträucher und Bäume, die besonders in den salzreichen Trockengebieten, aber auch in Ruderalgesellschaften subkosmopolitisch verbreitet sind. Blätter einfach bis lappig, schwach bis deutlich sukkulent, manchmal fehlend, Pflanzen dann kaktusartig aussehend. Blüten unscheinbar, meist in gedrängten Infloreszenzen; Tepalen 5-0; Stamina meist so viele wie Tepalen und vor diesen stehend (epitepal); G(2), seltener (3-5), meist oberständig, einfächerig mit einer, meist basalen Samenanlage. Beta vulgaris ist mit mehreren Kulturvarietäten (Runkelrübe, Zuckerrübe) von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung. Der Name ist aus dem Griechischen hergeleitet und bedeutet Gänsefuß (chen, chenos - Gans, podion - Füßchen), was auf die Blattform mancher Arten verweist. Gattungsauswahl: Anabasis, Atriplex, Beta, Chenopodium, Salicornia, Salsola, Spinacia, Traganum.
Systematik und Phylogenie: Frucht- und Samenmorphologie haben Sukhorukov et Zhang (2013) systematisch und phylogenetisch ausgewertet. Zur Phylogenie vgl. Amaranthaceae.
Abb. 257: Blüte von Delosperma sutherlandii, Aizoaceae, Mittagsblumen, TüBG. Orig. 6.7.2003.
Aizoaceae, Mittagsblumen
(Abb. 249, 257, 258). Familie mit ca. 120 Gattungen und etwa 2000 Arten von blattsukkulenten Kräutern und kleinen Sträuchern, die überwiegend in Südafrika, mit wenigen Arten im Mediterrangebiet, in Nord- und Südamerika, sowie in Australien verbreitet sind. Blätter meist gegenständig, ohne Nebenblätter, auffällig sukkulent mit großen, wasserspeichernden Zellen, nicht selten mit durchscheinenden Zellkomplexen ("Fenster") im Blattspitzenbereich. Blüten zwittrig, radiär, meist K4-15 C∞ A∞ G(4-20), auffällig gefärbt; G ober-/mittel-/unterständig, oft von Nektarien umgeben. Frucht vielgestaltig: Kapsel, Beere, Nuß. Häufig reich an Oxalsäure und dem Alkaloid Mesembrin. Der Name ist aus den griechischen Bezeichnungen für "immer lebendig" (aei, zoós) zusammengesetzt. Gattungsauswahl: Aizoon, Aptenia, Carpobrotus, Conophytum, Delosperma, Dorotheanthus, Drosanthemum, Fenestraria, Gibbaeum, Glottiphyllum, Lithops, Mesembryanthemum, Sesuvium, Tetragonia (Abb. 258).
Systematik und Phylogenie: Die Phylogenie der Familie wurde von Klak et al. (2003) dargestellt. Die Aizoaceae bilden mit den Phytolaccaceae, Nyctaginaceae und weiteren Familien ein Monophylum innerhalb der Caryophyllales (Abb. 249, Stevens 2016).
Abb. 258: Blüten von Tetragonia tetragonioides, Neuseelandspinat, Aizoaceae, Mittagsblumen, TüBG. Orig. 4.7.2008.
Phytolaccaceae, Kermesbeerengewächse
(Abb. 249, 259). Familie mit etwa 20 Gattungen und ca. 100 Arten von Bäumen, Sträuchern und krautigen Pflanzen, die überwiegend pantropisch/subtropisch verbreitet sind. Blätter einfach, ganzrandig, wechselständig. Nebenblätter winzig oder fehlend. Blüten überwiegend radiär (selten zygomorph) und zwittrig (selten eingeschlechtig und zweihäusig), meist mit einem Blütenhüllkreis. Tepalen meist 4-5 und überwiegend frei. Staubblätter vielfältig, 4-∞, 1-2-kreisig; Filamente oft basal verwachsen. Fruchtknoten variabel, apocarp bis unvollkommen syncarp/paracarp, meist oberständig; Karpelle 1-∞. Beere, Nuß, selten fachspaltige Kapsel. Enthalten Triterpensaponine (Phytolaccatoxin), die eine Giftwirkung haben können. Der Name bedeutet "Lackpflanze" (Griech.: phyton - Pflanze; Italien.: lacca - Lack); er nimmt Bezug auf die roten Betalainfarbstoffe. Hauptgattung: Phytolacca.
Systematik und Phylogenie: Die Phytolaccaceae bilden mit den Aizoaceae, Nyctaginaceae und weiteren Familien ein Monophylum innerhalb der Caryophyllales (Abb. 249). Die verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Molluginaceae wurden von Schäferhoff et al.(2009) untersucht.
Abb. 259: Junge Fruchtstände von Phytolacca americana, Kermesbeere, im System von TüBG. Orig. 6.8.2007.
Abb. 260: Bestand von Agrostemma githago, Kornrade, Caryophyllaceae, Nelkengewächse. Orig. 10.6.2002.
Caryophyllaceae, Nelkengewächse
(Abb. 249, 254, 260, 261). Familie mit ca. 100 Gattungen und etwa 2000 Arten einjähriger und ausdauernder Kräuter, selten verholzender Pflanzen, die weltweit verbreitet sind, deren Hauptvorkommen aber in den nördlich gemäßigten Breiten liegen. Blätter einfach, ungeteilt, kreuzgegenständig. Blütenstände dichasial. Blüten radiär, meist zwittrig, K5 C5 A5+5 G(5-2) oberständig, mehr- bis einfächerig, dann mit freier Zentralplazenta (Centrospermae); Frucht meist eine Kapsel mit fach- oder wandspaltiger Öffnung; die Familie enthält wichtige Zierpflanzen; mit einem lateinischen Pflanzennamen (caryophyllus - Nelke) benannt. Gattungsauswahl: Agrostemma, Arenaria, Cerastium, Dianthus, Gypsophila, Heliosperma, Lychnis, Minuartia, Moehringia, Paronychia, Polycarpon, Sagina, Saponaria, Silene, Spergula, Telephium, Vaccaria, Viscaria.
Systematik und Phylogenie: Nach molekularphylogenetischen Hypothesen bilden die Caryophyllaceae mit den Amaranthaceae und den Achatocarpaceae ein Monophylum der Caryophyllales (Abb. 249). Die Phylogenie der Familie wurde von Fior et al. (2006) analysiert.
Abb. 261: Nelkengewächse, Caryophyllaceae. 1 Blüte der Frühlingsmiere, Minuartia verna. 2 Blütenlängsschnitt des Ackerhornkrautes, Cerastium arvense. 3-6 Rote Lichtnelke, Silene dioica; 3, 6 Blütenlängsschnitte einer männlichen (3) und einer weiblichen Blüte (6); 4 Blütenboden einer männlichen Blüte mit rudimentärem Fruchtknoten (Gr) und abgeschnittenen Staubfäden (Fi Filamente); 5 Blütendiagramm einer männlichen Blüte mit Angabe der Schnittrichtung von Figur 3. K Kelchblätter, C Kronblätter, A Staubblätter, G Fruchtknoten. Orig.
Abb. 262: Blüten von Mirabilis jalapa, Wunderblume, Nyctaginaceae. Orig. 24.8.2007.
Nyctaginaceae, Wunderblumengewächse
(Abb. 249, 262). Familie mit 30 Gattungen und ca. 400 Arten von Bäumen, Sträuchern und Kräutern, die in den Tropen und Subtropen verbreitet sind. Blätter ganzrandig, ohne Stipeln, wechsel- oder gegenständig. Blüten radiär, meist zwittrig, syntepal, P(5) A5-1-(∞) G1 oberständig, mit einer basalen Samenanlage, Schließfrucht. Unscheinbare Blüten oft von gefärbten Hochblättern umgeben (Bougainvillea). Farbstoffe sind Betalaine. Ektomykorrhizierung bei tropischen Bäumen nachgewiesen (Haug et al. 2005). Mit mehreren Zier- und Nutzpflanzenarten. Name: Griech. nyx, nyktos - Nacht, gignomai - werden. Gattungsauswahl: Abronia, Boerhavia, Bougainvillea, Mirabilis, Neea, Pisonia.
Systematik und Phylogenie: Die verwandtschaftlichen Beziehungen innerhalb der Familie wurden von Levin (2000), Douglas et Manos (2007) und Douglas et Spellenberg (2010) molekular analysiert.
Basellaceae, Schlingmeldengewächse
(Abb. 249, 263). Familie mit 4 Gattungen und 20 Arten rechtswindender, ausdauernder Lianen, die besonders neotropisch, mit wenigen Vertretern aber auch in Afrika, Madagaskar, Südasien, Neuguinea und den pazifischen Inseln verbreitet sind. Blätter einfach, wechselständig. Blüte unscheinbar, radiär, zwittrig bis eingeschlechtig, P5 A5 G(3) oberständig, einfächerig, mit einer basalen Samenanlage; Steinfrucht in der fleischigen Blütenhülle eingeschlossen bleibend. Basella-Arten werden als Spinat oder Kartoffelersatz gegessen; Anredera hat Blattzierwert. Mit einem malabarischen Volksnamen benannt. Gattungen: Anredera, Basella, Tournonia, Ullucus.
Systematik und Phylogenie: Die Familie wurde von Sperling et Bittrich (1993) und Eriksson (2007) behandelt.
Abb. 263: Fruchtende Basella alba, weiße Schlingmelde, Botan. Garten Berlin. Orig. 27.9.1992.
Abb. 264: Lewisia cotyledon, Becher-Bitterwurzel, TüBG. Orig. 9.5.2003.
Montiaceae, Quellkrautgewächse
(Abb. 249, 264). Familie mit 14 Gattungen und etwa 200 Arten von krautigen Pflanzen mit einfachen, dicklichen Blättern, häufig in Rosetten. Petalen (3)4-5 und vermehrt, basal oft schwach verwachsen, meist mit gleich vielen Staubblättern. G(2-8) oberständig, Kapsel 1-7-samig. Name nach dem italienischen Botaniker Giuseppe Monti (1682-1760). Gattungsauswahl: Die früher bei den Portulacaceae geführten Gattungen Calandrinia, Lewisia, Claytonia, Montia wurden in die Montiaceae transferiert.
Systematik und Phylogenie: Die Familie wurde von Nyffeler et Eggli (2010) und Ogburn et Edwards (2015) behandelt.
Abb. 265: Bestand von Portulaca grandiflora, großblütiger Portulak, im System. TüBG. Orig. 1.7.2006.
Portulacaceae, Portulakgewächse
(Abb. 249, 265). Familie mit 1- 20 Gattungen und etwa 40-400 Arten sukkulenter Kräuter und Halbsträucher, die subkosmopolitisch verbreitet sind und deren Hauptvorkommen in Südafrika und Südamerika liegen. Blätter ungeteilt, sukkulent, mit fädigen oder trockenhäutigen Stipeln. Blüten radiär, zwittrig, von 2 (selten 5-∞) kelchartigen Hochblättern (Involucrum) umgeben; P4-5-(∞), häufig weiß, gelb oder rot durch Betalaine gefärbt; A4-5-(∞); G(3), seltener (2-5-8), jung gefächert, dann einfächerig werdend, mit Zentralplazenta (Centrospermae) und 2-∞ Samenanlagen; meist Kapselfrüchte. Benennung mit einem römischen Pflanzennamen. Hauptgattung: Portulaca.
Systematik und Phylogenie: Die Familie wurde morphologisch und molekular revidiert (Nyffeler et Eggli 2009).
Abb. 266: Bestand von Opuntia compressa, zusammengedrückte Opuntie, im System. TüBG. Orig. 1.7.2008.
Cactaceae, Kakteen
(Abb. 249, 266). Familie mit ca. 100 Gattungen und etwa 1500 Arten stammsukkulenter, ausdauernder Bäume und Sträucher, die in Amerika verbreitet sind. Rhipsalis baccifera auch in Afrika, Madagaskar und Sri Lanka heimisch. Blätter bei den meisten Arten fehlend, zu Dornen umgewandelt. Blattbasen zu Höcker umgebildet, oft warzenartig oder zu Rippen verbunden. Stark reduzierte, achselständige Kurztriebe (Areolen) auf den Blattpolstern, durch umgebildete Blätter dornig, borstig bis haarig: Glochiden = leicht abbrechende, borstenartige Dornen mit Widerhaken. Blüten meist zwittrig, radiär/zygomorph, auffällig gefärbt; P∞ A∞ G(∞-3) unterständig; Plazentation marginal. Mit Crassulaceen-Säure-Stoffwechsel und Betalain-Farbstoffen. In mehreren Kakteen ist das halluzinogene Mescalin (Trimethoxiethylamin) enthalten. Eine der wichtigsten Zierpflanzenfamilien. Der Name leitet sich von der griechischen Bezeichnung kaktos für Dorn oder Stachel ab. Gattungsauswahl: Carnegia, Cephalocereus, Cereus, Cleistocactus, Cylindropuntia, Echinocereus, Epiphyllum, Hatiora, Hylocereus, Mammillaria, Melocactus, Opuntia, Pereskia, Pilosocereus, Rebutia, Rhipsalis, Schlumbergera, Selenicereus.
Systematik und Phylogenie: Molekularphylogenie der Cactineae bei Ocampo et Columbus (2010).
Zahlreiche Kakteen sind im Sukkulentenhaus zu finden.
Siehe Anhang Freilandsukkulente.
Dilleniales, Rosenapfelartige Gewächse
Abb. 267: Blüte von Hibbertia dentata, Dilleniaceae, Goldapfelgewächse, TüBG. Orig. 23.2.2007.
Die ehemalige Unterklasse Dilleniidae (Abb. 101, Cronquist 1981, 1988) enthielt 13 Ordnungen, für die es aber keine ausreichend übereinstimmenden morphologischen Merkmale gab. Molekulare Analysen konnten die Dilleniidae nicht verifizieren. Es verblieb die Ordnung Dilleniales mit der einzigen Familie Dilleniaceae, deren phylogenetische Stellung nicht abgesichert erscheint (Endress 2012). Die in Abb. 19 gewählte Schwesterposition zu den Caryophyllales, mit oder ohne Santalales wurde mehrfach gezeigt (Soltis et al. 2000, 2003, 2007).
Dilleniaceae, Rosenapfelgewächse
(Abb. 19, 267). Familie mit 10 Gattungen und etwa 300, überwiegend laubwerfenden Gehölzarten, seltener Kräutern, die pantropisch und in Australien verbreitet sind. Blätter ungeteilt, wechselständig, mit/ohne Stipeln. Blüten meist radiär und zwittrig, K5 C5 A∞ G∞, G frei, teilweise oder selten ganz verwachsen; Griffel frei und spreizend. Samen 1- ∞, mit Arillus. Benannt nach Johann Jakob Dillenius (1684-1747), einem deutschen Professor der Botanik in Oxford. Gattungsauswahl: Dillenia, Hibbertia.
Systematik und Phylogenie: Die Familie wurde von Horn (2006, 2009) behandelt und phylogenetisch interpretiert.